Der ehemalige Besitzer hatte wohl genug von seinem hübschen Seidenhahn, so steckte er das arme Tier kurzerhand in eine Plastikkiste und setzte es an einem heissen Tag nahe einer Wohnsiedlung aus. Zum Glück entdeckten spielende Kinder das völlig verängstigte Tier. Sie fütterten den Hahn und gaben ihm dringend benötigtes Wasser. Ein Vater brachte den Hahn schliesslich zur lokalen Polizeiwache. So gelangte Gulliver – wie wir ihn tauften – zu uns ins Tierheim Pfötli. Obwohl Gulliver in seiner Vergangenheit übel mitgespielt wurde, schien er es den Menschen nie nachzutragen. Er zeigte sich freundlich und interessiert, wenn auch anfangs noch etwas zurückhaltend – was wir aber aufgrund des Erlebten sehr gut verstehen konnten. Gulliver ist kein Machohahn; von den Hennen lässt er sich auch mal was gefallen und braucht ein bisschen Zeit, bis er sich durchsetzen kann. Doch er schaut gut zu seinen «Damen» und kräht auch verlässlich, wie es sich für einen Hahn gehört. So war es nicht verwunderlich, dass wir bald ein neues Zuhause für unseren Abenteurer fanden. Doch die Nachbarn beschwerten sich über Gullivers verlässliches Krähen, das, wie es sich für Seidenhähne eben gehört, auch mal etwas lauter werden kann. So kam Gulliver einige Monate nach seinem Auszug erneut in unser Tierheim Pfötli zurück.
Das Schicksal des liebenswürdigen Hahns erschütterte uns – wie konnte es sein, dass ein so freundliches Tier so viel durchmachen muss, um endlich sein Zuhause auf Lebzeit zu finden? Mittels eines Facebook-Posts, der von vielen Tierfreunden zahlreich geteilt wurde und so an Reichweite gewann, wurde eine Familie mit einem ganz speziellen Plätzchen auf Gulliver aufmerksam. So lebt Gulliver heute glücklich in einer Schar von Hühnern auf einem weitläufigen Bauernhof, wo er nach Herzenslust krähen darf.